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Auf dem Land

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In der unmittelbaren mecklenburger Umgebung wird der Versuch einer eingeschränkten Bestandsaufnahme des ländlichen Lebens in Form einer Bilderserie, 2012 beginnend, unternommen.

Die kulturell geprägten Vorstellungen romantischer Art die mit der vorgefundenen Realität kollidieren, stehen zu Anfang dieser Serie. Die ebenfalls daraus resultierenden ambivalenten Gefühle werfen Fragen auf bezüglich:

- der eigenen Wünsche 

- der eigenen inneren Widersprüchlichkeiten im Handeln und Empfinden

- der Normalität menschlichen Wirkens im Allgemeinen

Im ersten Moment erzeugen die vordergründig naturalistischen Umsetzungen der Motive den dokumentarischen Charakter der Bilder. In einem zweiten Schritt fallen die in Strukturen aufgelösten Formen und Flächen auf, die mit der Verwendung zusätzlicher poppig-künstlicher Farben die Doppeldeutigkeit der Situation darstellen. 

Jedes Bild hat einen klaren Titel, der, losgelöst vom Bild meist alltägliche, manchmal idyllisierende Assoziationen hervorruft, die zu dem jeweiligen Bild nicht zu passen scheinen. Die widersprüchlich wirkende oder zumindest angespannte Verbindung zwischen Titel und Bild führt zu reflektierteren Weisen der Betrachtung oder kann diese anregen.

Die Titel in der fortschreitenden Serie sind meist allgemein gehalten, sodass zusätzlich die Aufmerksamkeit auf das Generalisierende des Themas gelenkt wird: Szenen in dem von Agrarindustrie geprägten Leben sind länderübergreifend austauschbar, global. Das Spannungsfeld für den Betrachter jedoch bleibt durch die individuelle künslerische Interpretation.

Im Land von Milch und Honig - die Blaue Blume

6 Bilder aus der Landserie in einer Rauminstallation mit antiquem Bett (rosengemusterter Bettwäsche), antiquem Schränkchen mit Wildschweinschädel, Garten-Zeitschriften, Stroh, Lavendelduft und Klaviermusik von Schumann.

 

Zwei Wirtschaftszweige beherrschen Mecklenburg-Vorpommern: die Landwirtschaft und der Tourismus.

 

Die Landwirtschaft zieht Nutzen aus der Natur, indem sie die Erträge der Böden und der Tierhaltung maximal steigert bis zu Grenzwerten ewiger Fruchtbarkeit und Fülle, um die Sättigung des weltweiten Marktes mit billigem Essen für alle zu garantieren: das Land von Milch und Honig.

 

Der Tourismus bedient sich des Zeitgeist-Trends der romantischen Hinwendung zur Natur. Die Sehnsucht nach Geborgenheit im ländlichen Idyll, das gesunde, ursprüngliche, üppige, nie enden wollende landschaftliche Schönheit verspricht: die Blaue Blume.

 

Wo in Mecklenburg beide Welten aufeinander treffen, scheinen sie sich auszuschließen: Beispielhaft ist ein weiter Acker bei Sonne und ein mit Schäfchenwolken bestückter Himmel, der den Blick zum sehnsüchtigen Schweifen einlädt. Erst im zweiten Moment fällt vielleicht die Öde einer Monokultur auf, das Fehlen von wilden Blumen und Insekten – Zeichen einer ausgewogenen Natur. 

 

Doch widersprechen sich die beiden Sichtweisen der Natur, das technische und das betrachtende Naturverhältnis? Stehen Nutzen gegen Schönheit und Pragmatismus gegen Ästhetik? Oder löst sich der Widerspruch in dem Augenblick auf, in dem die romantische Sehnsucht zum kaufbaren Produkt der Tourismusbranche wird und ihren Platz genauso auf dem Markt einnimmt wie die des billigen Essens für alle?

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