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dear_musicians

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Der kreative Akt hin zum Thema war ein durch Umwege gezeichneter Prozess. Es entsteht aus der Flut der Bilder und Empfindungen als Zuhörer der Wunsch, musikalische Eindrücke bildnerisch umzusetzen. Bis Oktober 2015 verlief das Hauptaugenmerk auf Malerei/Grafik, bzw. dem zweidimensionale Raum. Erste Ansäze hier um diese Eindrücke zu visualisieren wurden probiert, konnten aber nicht zufriedenstellend weiterentwickelt werden und wurden nach Vollendung einiger Grafiken aufgegeben.

 

Eine Phase des Experimentierens mit Material beginnt: Aus der Erfahrung mit selbsterstellten dünnen Acrylfarbplatten für das Collagieren auf der Leinwand kommt die Idee, diese im Dreidimensionalen zu verwenden – zuerst unabhängig zum Thema. 

Erste Versuche zeigen die Einschränkungen des reinen Materials auf: Die dünnen Acrylplatten fallen in sich zusammen und es ist nicht daran zu denken, daraus voluminösere Figuren zu formen. Abhilfe kommt durch den Einfall, ein die Flächen durchziehendes Gerüst aus feinen versilberten Metallfäden zu verwenden, die diese Flächen in (fast) jede Form biegen läßt. 

 

Ab diesem Punkt erscheint wieder die Idee, Musik in eigene bildnerische Arbeiten übersetzen zu können, als tatsächlich machbar.

 

Entwicklung und Umsetzung der Serie »Dear Musicians«

 

Die experimentelle Musik spiegelt für mich in nicht geringem Maße die Suche nach neuer künstlerischer Identität wider. In ihr entwickeln Musiker aus dem Stand heraus eine eigens für die Situation relativ unerwartete Sprache/Kommunikation. Es entsteht eine gänzlich neue Abfolge von Tönen aller Art, eine neue Welt, die so nie genau, höchstens ähnlich wieder reproduzierbar wäre. Im Laufe eines gelungenen Konzerts entsteht Verbundenheit nicht nur unter den spielenden Musikern, sondern auch zwischen Musikern und  Zuhörerschaft – wie eine Reise mit Unbekannten ins Unbekannte hinein mit glücklicher Ankunft in einer »neuen« Vertrautheit mit sich selbst (auch als Entdeckung einer persönlichen Facette zu betrachten) und der Umgebung.

 

Die Ausführung in einer Serie von Arbeiten, die einzelne Instrumente isoliert und in einer Momentaufnahme betrachten, hilft die Flut der z. T. vielen chaotisch aufeinander folgenden Eindrücke gestalterisch zu erfassen.

 

Das transparent-durchlässige Material entspricht nicht nur der offenen Aufmerksamkeit der Musiker füreinander, sondern auch die der Zuhörer. Das sichtbare feine Drahtgerüst läßt Figuren entstehen, rastert und sprengt sie ähnlich einer in der experimentellen Musik manchmal gebrauchten grafischen Notation. Sowohl das Diffuse als auch das Konkrete der eigenen Wahrnehmung als Zuhörer findet hier ebenfalls seinen Ausdruck. Räume entstehen mit handelnden realen Figuren, die, durchzogen von einer Struktur, wieder gesprengt werden für das Abstrakte, das Neue, das Unbekannte, die Emotion: Ein Klangteppich der von außen nach innen, von der Musik in die eigenen Vorstellungswelten von Bildern, Handlungen und empfundenen Gefühlen hineinragt, sich vermischt und beeinflusst. Es ist eine permanente Bewegung von Übergängen, die hier in den Arbeiten als Momentaufnahme festgehalten wird – wie eingangs erwähnt, ähnlich einer graphischen Notation, nur diesmal als dreidimensionale Interpretation einer vom Zuhörer wahrgenommenen spontanen musikalischen Darbietung. 

 

Der Aufbau der Arbeiten beginnt mit der Erstellung wichtiger Figuren eines Objekts, um in der Folge in einem beiderseitig offenen, speziell dafür erstellten Holzrahmen weitergeführt zu werden. Die ursprüngliche Idee wird dabei modifiziert oder sogar verworfen. Ähnlich der Musik, wird sich auf ein Experiment mit ungewissem Ausgang eingelassen, darauf vertrauend, dass die gestalterischen Fähigkeiten ein zufriedenstellendes Ergebnis erzeugen. Es ist eine ergebnisoffene Herangehensweise, passend zu der Art Musik, die bildnerisch interpretiert wird. Zum Schutz werden die Arbeiten am Ende mit zwei in den Rahmen eingelassenen Scheiben (entspiegeltes Glas) versehen.

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